Behindertenrechtskonvention - München macht sich auf den Weg
Gemeinsames Aufwachsen von Kindern mit und ohne Behinderung



Blick ins PublikumBis auf den letzten Platz war das Gewerkschaftshaus beim Fachtag "Inklusives Aufwachsen" am Freitag, dem 5. März 2010 gefüllt. Mehr als 300 Personen kamen der Einladung des Behindertenbeirats und des Behindertenbeauftragten der Stadt München nach, sich in Vorträgen und Workshops über die gemeinsame Erziehung von Kindern mit und ohne Behinderung in Kindertagesstätten, Schulen und offener Kinder- und Jugendarbeit zu informieren, zu diskutieren und neue Konzepte zu entwickeln.

 

Stadtrat Christian Müller machte anfangs für die SPD deutlich, dass Inklusion, also das gleichberechtigte Aufwachsen aller Kinder, das Gebot und die Herausforderung der Stunde sei.
Prof. Dr. Jutta Schöler (links) informiert sich am Stand der Kinderkrippe EbenböckstraßeAnschließend verwies Jutta Schöler, emeritierte Professorin der Technischen Universität Berlin, auf die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen, die ein inklusives Bildungssystem auf allen Ebenen vorsehe. Jetzt müsse man die Regeleinrichtungen darauf vorbereiten, dass kein Kind abgewiesen werde und jeder die besondere Unterstützung erhalte, die er für seine optimale Förderung benötige. Die bestehenden Sonderkindergärten und -schulen müssten sich in attraktive Einrichtungen für alle Heranwachsenden umstrukturieren oder geschlossen werden. Die Kooperationsbereitschaft und die Kooperationsfähigkeit der beteiligten Erwachsenen seien die wichtigsten Voraussetzungen für einen gelingenden Prozess des gemeinsamen Lehrens und Lernens.Schülerinnen des Adolf-Weber-Gymnasiums berichten

In München gibt es bereits einige Ansätze, die in die richtige Richtung weisen. So berichteten drei blinde Schülerinnen, wie sie im städtischen Adolf-Weber-Gymnasium mit speziellem Lehrmaterial in einer Klasse mit sehenden Mitschülern lernen. Fachkräfte aus der Stadtranderholung, den städtischen Ferienfahrten und aus Jugendtreffs berichteten über ihre jahrelange Erfahrung mit Angeboten, die selbstverständlich auch für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen offen sind. Auch die städtischen Kindertagesstätten konnten auf reichhaltige Praxis in der integrativen Arbeit verweisen.

Der Behindertenbeauftragte Oswald Utz zeigte sich mit der Veranstaltung zufrieden: Oswald Utz (links) und Heinz Karrer beim Fachtag Inklusives Aufwachsen"Die riesige Resonanz zeigt, dass immer mehr Kollegen in den Einrichtungen Inklusion für notwendig halten und wissen wollen, wie sie umgesetzt werden kann. Wichtig sind jetzt in erster Linie Änderungen an den Strukturen. Vor allem die Schulen brauchen mehr Unterstützung, wenn sie Kinder mit Behinderung in den Regelunterricht aufnehmen. Aber auch die Eltern benötigen Hilfestellung. Derzeit müssen sie um jeden einzelnen Schritt kämpfen, wenn sie möchten, dass ihre Kinder zusammen mit den Freunden aus der Nachbarschaft aufwachsen und nicht in Sondereinrichtungen abgeschoben werden."

Der Behindertenbeirat setzt sich nun dafür ein, eine städtische Schule in eine Modellschule für Kinder mit und ohne Behinderung umzuwandeln. "Wir bleiben an dem Thema dran", versichert der Vorsitzende Heinz Karrer.

Die Dokumentation zu diesem Fachtag können Sie hier downloaden oder als Broschüre in der Geschäftsstelle anfordern.